Das Gelbe vom Ei
Zu Besuch auf dem Marienhof der Familie Volquardsen im nordfriesischen Sönke-Nissen-Koog
„Ich wollt ich wär ein Huhn…“ Auf dem Marienhof kommt einem fast unweigerlich dieser alte Hit der Comedian Harmonists in den Sinn. Seit 1926 ist der Hof in Familienhand. Schwerpunkt und Markenzeichen sind heute die Eier in Gütezeichen-Qualität, die von hier aus ihren Weg zu den Konsumenten an der Westküste und darüber hinaus finden.
„Als Kind schwirrten mir kurzzeitig auch mal Berufswünsche wie Pilot oder Autoschlosser durch den Kopf, aber etwas anderes als die Landwirtschaft wollte ich eigentlich nie wirklich machen.“
Momme Volquardsen
Diese Weite! Sattgrüne Wiesen links und rechts der Straße, Schafe, die gemütlich auf dem Deich grasen, und ein schier unendlicher Horizont. Kein Wunder, dass es Momme Volquardsen – abgesehen von einigen Auslandaufenthalten während der Ausbildung – nie wirklich aus seiner Heimat weggezogen hat. Gemeinsam mit seiner Frau Kathrin, seinem Sohn Theo und seiner Tochter Lotte Marie bildet er die vierte und fünfte Generation auf dem Marienhof. „Als Kind schwirrten mir kurzzeitig auch mal Berufswünsche wie Pilot oder Autoschlosser durch den Kopf, aber etwas anderes als die Landwirtschaft wollte ich eigentlich nie wirklich machen“, lacht er. Von Kindesbeinen an hat Momme Volquardsen auf dem elterlichen Hof geholfen, liebte immer die Arbeit mit der Natur und den Tieren. Auch Mutter Ute Volquardsen und Vater Gerhard packen nach wie vor kräftig auf dem Familienbetrieb mit an, seit ihrer Wahl zur Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein vor einem Jahr ist es bei Ute Volquardsen allerdings etwas weniger geworden als früher.
Freilandhaltung gefragt
Einst als Mischbetrieb mit Ackerbau, Milchvieh und Schweinehaltung gestartet, ist der Hof heute breiter aufgestellt. „Wir halten nach wie vor Schweine und Ammenkühe für die Fleischproduktion und haben zudem in erneuerbare Energien investiert, vor allem liegt unser Fokus aber auf dem Ackerbau und den Hühnern – und seit Kurzem auch auf unserem Hofladen“, erklärt Momme Volquardsen. Die Hühner fühlen sich spürbar wohl. Das Außengehege und der große Stall mit Gruppennestern bieten Stroh zum Scharren und jede Menge Platz zum Flattern. „Anfangs hatten wir Hühner ausschließlich in Bodenhaltung. Mit der Zeit haben die Kunden dann aber immer häufiger nach Eiern aus Freilandhaltung gefragt, sodass diese inzwischen den Großteil unserer Haltungsform ausmacht“, erzählt Ute Volquardsen.
„Flexibilität, Entscheidungsfreudigkeit und Mut – das macht uns aus.“
Ute Volquardsen
Die Eier der fleißigen Legehennen werden mit einem Förderband direkt aus den Nestern in eine angrenzende Halle transportiert, wo sie zunächst auf mögliche Schäden überprüft und vorsortiert werden, bevor sie ihren Stempel bekommen und schließlich verpackt und an die Kunden ausgeliefert werden.
Erfolgskonzept: Direktvermarktung
Schon von Anfang an hat die Familie im Vertrieb auf Selbstvermarktung gesetzt. Ein Konzept, das sich auszahlt. „Direkt am Kunden zu sein, macht einfach Spaß. Im Lauf der Jahre haben wir uns so ein großes Kundennetzwerk aufgebaut“, erzählt Momme Volquardsen. Vor allem Supermärkte, aber auch Cafés und Restaurants wissen die Qualität der Eier aus dem Koog zu schätzen, die seit Kurzem auch das Gütezeichen „Geprüfte Qualität Schleswig-Holstein“ tragen.
In ihrem Hofladen im nahegelegenen Bordelum verkauft Familie Volquardsen seit fast drei Jahren nicht nur eigene Produkte wie Eier, Fleisch und Kartoffeln, sondern auch regionale Spezialitäten anderer Erzeuger.
Lieferanten mit Geschichte
„Uns war es von Anfang an wichtig, jeden Produzenten, dessen Ware wir in unserem Laden verkaufen, persönlich zu kennen. So halten wir es bis heute“, betont Ute Volquardsen. „Einige wenige Produkte kommen auch aus anderen Regionen, aber hier haben wir entweder einen starken persönlichen Bezug zu den Herstellern, oder dahinter steht eine besonders schöne Geschichte.“ Dazu gehört etwa auch die eines Essigproduzenten aus Lauenburg, der zunächst nach dem Rezept seiner Großmutter einen Himbeeressig produzierte und heute diverse Sorten handgemachten Essigs erfolgreich vertreibt. Wer es schafft, über fast 100 Jahre und mehrere Generationen einen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen, hat sicher auch ein Erfolgsrezept. Das der Volquardsens lautet: Flexibilität, Entscheidungsfreudigkeit und Mut, Dinge anzugehen. Mit diesen Zutaten will Momme Volquardsen den Marienhof auch in die nächste Generation führen, mit dem Nachwuchs ist bereits der Grundstein dafür gelegt.
Text: Andrea Henkel
Photo: www.pepelange.de
Stand: 2019